Prinz Pi – Kompass ohne Norden (Review)

Prinz Pi Kompass ohne NordenEr ist die Reizfigur der letzten Jahre: Der Hipster. Ob Feuilletonisten, YouTube-Trolle oder deine Mutter – Keinen scheint er unberührt zu lassen. Auch nicht Prinz Pi.

Auf seinem mittlerweile tausendsten Album spielt er offensiv mit den Klischees. Angefangen beim Video zu „Unser Platz“, in dem unverschämt schöne Menschen in Großstadtcouture vor weiter Landschaft stehen. Obendrauf setzt Pi die thematische Ausrichtung von „Kompass ohne Norden“ rund um die Luxusprobleme der Generation Maybe.

Doch so einseitig nähert sich Prinz Pi dem Lieblingsthema aller Hobbysoziologen nicht. Auf „Moderne Zeiten“ rechnet er ab mit den Twitter-Zynikern, Apple-Abhängigen und Easy-Jettern dieser Welt: „Wenn das der Geist unserer Zeit hier ist, dann wird morgen alles wie Vorgestern“. Große Verwirrung. Was soll diesem Album dem Konsument sagen?

Ganz klar: Denk nach! Denn „Kompass ohne Norden“ liefert keinen vorgekauten Brei, den man einfach nur die Kehle herunterlaufen lässt. Stattdessen muss man hier und da auch mal richtig beißen. Anstrengend, ich weiß.

Eines stimmt natürlich: Hier präsentiert sich ein anderer Prinz Pi als noch auf „Donnerwetter“ oder „Rebell ohne Grund“. Gut so. Alles andere hätte Stillstand bedeutet und das wäre gerade bei einem mit Prinz Pis Output tödlich. Für die ganz nostalgischen gibt es dann immer noch Songs wie „Säulen der Gesellschaft“. Auf dem holt Pi zum gesellschaftskritischen Rundumschlag aus. So wie früher eben. Trotzdem vermisst man gerade in der Stimme zwischendurch die Getriebenheit vergangener Tage und ist gleichzeitig froh, dass Pi die übertriebene Betonung seines „Hallo Musik“-Projekts wieder abgelegt hat.

Musikalisch präsentiert sich „Kompass ohne Norden“ als das bislang durchproduzierteste Prinz-Pi-Album und das ist durchaus positiv zu verstehen. Zwischen den mehrheitlich poppig von Pianogeklimper getragenen Songs finden sich auch Tracks wie „Frühstücksclub der Toten Dichter“. In dessen Hook schraubt ein vibrierender Synthie den Sound in epische Höhen und macht den Song zu einem der Albumhöhepunkte. Auch textlich schafft Prinz Pi es, die ganz großen Themen anzupacken, ohne dabei in der Klischeehölle zu landen.

Dieses Album wird mit Sicherheit für Diskussionen sorgen, seinem Macher wird das nicht unrecht sein. Und während die Generation um die 30 nach wie vor ihren Norden sucht, scheint es so, als wäre sich Prinz Pi mit „Kompass ohne Norden“ selbst bislang am nächsten gekommen.

7/10

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Wenn Tim nicht gerade hier ist, schreibt er für ein großes Hasen-Magazin, das natürlich hauptsächlich wegen der tollen Texte gelesen wird.

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