„Don´t believe the Hype!“ – Sierra Kidd im Interview

sierra kidd post 1

Hält sich lieber bedeckt: Sierra Kidd (Foto: Künstlerpromo)

Sierra Kidd, wer ist das? Grob gesagt ein Rapper. Genauer gesagt einer, der 2014 bei Rock Im Park, Rock am Ring und dem Splash! spielen wird, fünf Kronen in der JUICE hat, den Prinz Pi und MoTrip feiern und der für all das noch nicht mal ein Album braucht.

Doch noch mal kurz zurück auf Anfang. Im Januar 2013 veröffentlicht der damals noch 16-jährige Sierra Kidd über YouTube den Song Kopfvilla. Hadi El-Dor, damals noch Manager beim Vega-Label Freunde von Niemand, und RAF Camora teilen den Song, der in wenigen Tagen die Grenze von 100.000 Views überschreitet.

Spätestens jetzt wird auch die Musikindustrie auf Sierra Kidd aufmerksam, der sein Gesicht verdeckt hält, dafür aber umso mehr in seinen introspektiven Texten preisgibt und dabei ein immenses Songwritingtalent beweist. Er verkörpert perfekt den neuen deutschen Rap der letzten Jahre, dessen Publikum jünger ist, wenig auf Realkeeper-Dogmen gibt und stattdessen lieber mit König Pop flirtet. Am heutigen 20. Dezember erscheint über Indipendenza / BMG Rights / Groove Attack seine „Kopvilla“-EP. Wir haben mit Sierra Kidd über seine musikalischen Anfänge, das Musikgeschäft und seinen Songwritingprozess gesprochen.

Hi Sierra, lass uns mit einem Zitat von Kool Savas und der Frage starten „Warum rappst du?“

Ich rappe weil es für mich zum Einen ein Ventil ist und weil mich die Sachen die es damals in dieser aggressiven Zeit gab im Deutschrap einfach nicht geflasht haben und ich dachte, „das kannst du besser, probieren kannst du’s auf jeden Fall.“

Wie bist du zu Rap gekommen und was sind deine künstlerischen und musikalischen Einflüsse?

Es gab viele Sachen die mich letztendlich zum Rap geführt haben, zum Beispiel wäre da mein Vater, wegen dem ich als kleines Kind schon fast mitgefiebert habe, beim Eko-Sav-Beef. Meine Einflüsse hole ich von allen möglichen verschiedenen Musikrichtungen. Als ich in der Schule gefragt wurde, was für Musik ich höre, habe ich mal gesagt, dass die Richtung egal ist. Wenn es gute Musik ist, dann ist es eben so.

Hört deine Generation überhaupt Rap, der älter als fünf Jahre ist?

Natürlich tut sie das. Es gibt Menschen in meinem Alter, die hören sogar ausschließlich nur Rap von damals. Die stehen eben mehr auf dieses Oldschool-Ding oder haben sich einfach dafür interessiert und tiefer in die Materie sehen wollen. Ich hab auch viel gehört von damals, Pac & Biggie, Outkast sind da immer so ein Thema.

Wirst du wegen deines Alters manchmal unterschätzt?

Es gehört schon eine gewisse Arroganz dazu zu sagen, man wird nur unterschätzt. Dennoch bin ich manchmal der Meinung, dass manche gar nicht wissen, was in mir steckt. Aber umso besser, wenn du unterschätzt wirst dann rechnen die Menschen nicht mit den Leistungen, die du bringen kannst und die scheinen dann umso heftiger.

Kopfvilla Cover

Sierra Kidd – „Kopfvilla“ (Indipendenza /
BMG Rights / Groove Attack)

Heute, am 20. Dezember erscheint deine „Kopfvilla“-EP. Was erwartest du dir von der Veröffentlichung?

Ich bin ohne Erwartungen ran gegangen, aber mittlerweile erwarte ich mir von der EP und speziell auch von dem Album was danach kommt Klarheit. Dass ich weiß, wo es hingehen wird. Geben wird es die wahrscheinlich nicht, aber ich muss noch damit klar kommen, ins „Nichts“ zu laufen. Wenn du Musik machst, weißt du nie, was passiert. Du kannst den größten Nummer-Eins-Hit landen und nie damit gerechnet haben, allerdings kannst du auch deiner Meinung nach zehn davon haben, aber keiner will sie hören.

Die EP wird über Indipendenza veröffentlicht. Sicher haben auch andere Labels ihre Greifarme nach dir ausgestreckt. Wie stellst du sicher, dass du im harten Musikgeschäft keine Fehler machst?

Meine Mutter ist da ein sehr großer und wichtiger Faktor für mich. Sie und ich reden sehr oft über geschäftliche und finanzielle Dinge, die ich nun lernen muss. Raf und mein Management beraten mich da natürlich auch, und stellen sicher, dass ich keine falschen Schritte mache.

„Irgendwann gegen zwölf in der Nacht kommt dann auch die Zeit, wo ich mich wirklich hinsetze und mich auf das Schreiben konzentriere“

Wie bereitest du dich auf die Festivaltermine vor?

Die „Hoch2“-Tour von Raf war etwas wie eine Vorbereitung. Ich versuche jetzt halt soviel wie möglich unterwegs zu sein und Live-Erfahrung zu sammeln, um dann spätestens bei meiner eigenen Show zu überzeugen. Vor der Tour und den Festivals im Sommer werden wir uns noch mal zwei oder drei Wochen im Proberaum einschließen.

Wie entsteht bei dir ein Song?

Tagsüber baue oder suche ich meistens den Beat. Wenn ich eine grobe Idee habe, dann bereite ich mich die ganze restliche Zeit auf das Schreiben in der Nacht vor. Das bedeutet ich gehe zum Beispiel etwas Essen, spiele ein Spiel oder sonst etwas, um meinen Kopf zu „reinigen“. Je später es dann wird, desto mehr Textstellen fallen mir dann ein. Irgendwann gegen zwölf in der Nacht kommt dann auch die Zeit, wo ich mich wirklich hinsetze und mich auf das Schreiben konzentriere. Manchmal läuft es, aber manchmal zieht es sich und wenn das Thema zäh ist, kann das schon mal Tage dauern. Das Aufnehmen mache ich dann grundsätzlich immer sofort, nachdem der Song geschrieben ist bei mir Zuhause. So entsteht das Demo, damit gehe ich dann zu Raf und wir arbeiten den Song komplett aus.

Was sagst du Leuten, die behaupten, dass du nur ein weiterer Hype seihst?

„Don´t believe the Hype!“

_____________________________

Mehr zu Sierra Kidd

Sierra Kidd bei facebook

Sierra Kidd bei Twitter

Snippet zur EP

Veröffentlicht von

Wenn Tim nicht gerade hier ist, schreibt er für ein großes Hasen-Magazin, das natürlich hauptsächlich wegen der tollen Texte gelesen wird.

1 Kommentar Schreibe einen Kommentar

  1. Pingback: Ziemlich HipHop: Kobito – Blaupausen (Review) | punkpoprap

Schreibe einen Kommentar