Life’s Too $hort, but life’s also The Ramones

punkpoprap. Was soll das eigentlich? Irgendwie haben alle drei Wörter mit Musik zu tun, aber da hört es mit den Gemeinsamkeiten auch schon auf – denkt man, und liegt damit so richtig, wie ein Blauwal am Karibikstrand. Denn wer sich auch nur ein bisschen mit Musik beschäftigt, wird feststellen, dass die drei Genres mehr verbindet, als der Viervierteltakt.

Das könnte einem zum Beispiel 1986 aufgefallen sein. Ich war in diesem Jahr noch in Arbeit, aber Run DMC veröffentlichten gerade ihr Album »Raising Hell«, auf dem sie den Aerosmith-Song »Walk This Way« coverten. Als ich 15 Jahre später diesen Song im Saturn am Berliner Alexanderplatz kaufte, änderte das meine Welt komplett. Plötzlich wurde mir bewusst, dass es keinen Sinn macht, sich auf ein Genre zu beschränken und alle anderen zu verteufeln. Denn a.) erschien mir schon damals das Leben viel zu kurz und b.) die Welt der Musik im Vergleich schier unendlich groß.

Run DMC Raising Hell

Drei andere Typen, die sich um Genres ebenfalls einen Dreck scherten und deren Musik mich damals erleuchtete, waren – natürlich – die Beastie Boys. Denn sie verbanden die kritische Antihaltung des US-Punk mit der Kompromisslosigkeit des NY-Hardcore und der Kreativität von HipHop. Als Adam “MCA“ Yauch am 4. Mai 2012 verstarb, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich um einen eigentlich Fremden getrauert.

Im gleichen Jahr, zehn Jahre nachdem ein Elektronikmarkt in Berlin zu meinem persönlichen Berg Sinai geworden war, zeigte mir ein anderes Erlebnis erneut, dass Adam recht hatte, als er die Genregrenzen von Punk und HipHop einriss. Ich recherchierte gerade für ein Interview, dass ich mit Campino, dem Sänger der Toten Hosen für die JUICE führen wollte. Denn der Düsseldorfer Altpunk hatte sich für die Texte seines neuen Albums mit dem Rapper Marteria zusammengetan. Außerdem hatten die Toten Hosen bereits 1983, also schon vor Aerosmith und Run DMC, gemeinsam mit Fab Five Freddy eine HipHop-Version ihres Songs »Eisgekühlter Bommerlunder« veröffentlicht.

Campino und seine dead pants waren also vielleicht nicht mehr ganz so Punk, aber immer noch ziemlich Hip Hop. Trotzdem hatte ich mich vor der Interviewanfrage gedanklich schon auf die üblichen Absagefloskeln vorbereitet: »Danke für Ihr Interesse, leider ist der Künstler im Moment sehr beschäftigt und es sind bis auf Weiteres keine Interviewtermine geplant, blablabla rufmichniewiederan… «

Stattdessen kam nach kurzer Zeit die Bestätigung vom Management. Also machten wir das Interview und Campino schwärmte darüber, wie sehr er viele deutsche Rapper als Texter bewundern würde. Letztlich waren wir uns beide einig, dass Scheuklappen was für Pferde sind.

Warum ich das alles erzähle? Ganz einfach. In diesem Blog soll es genau darum gehen, seine Musik-Scheuklappen abzulegen und Künstler, Bands und Verrückte zu zeigen, die sich zwischen Punk und Rap bewegen. Denn mit Musik ist es wie mit einer Familienpizza: Man muss einfach mal über den Tellerrand blicken.

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Wenn Tim nicht gerade hier ist, schreibt er für ein großes Hasen-Magazin, das natürlich hauptsächlich wegen der tollen Texte gelesen wird.

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