Anleitung zur Rezeption des MC Fitti Albums #Geilon: Nimm eine Flasche Club Mate, trinke etwa ein Viertel ab und fülle mit Vodka wieder auf. Das Gemisch kurz um die Horizontalachse drehen und zügig trinken. Anschließend Play drücken.
Diese Empfehlung gilt zumindest für den unwahrscheinlichen Fall des absoluten Erstkontakts mit MC Fitti. Sonst könnten die eher semi-ehrgeizige Raptechnik und die teils dadaistischen Texte dezent abschreckend wirken. Und das wäre schade um diesen Typ, der so was wie der rappende Helge Schneider aus Friedrichshain ist: Irgendwie quatschig, aber gleichzeitig genial.
Aber von Anfang an. Die Genialität springt einem anhand der Themenschwerpunkte von #Geilon – feiern, lachen, gute Zeit – nicht direkt ins Gesicht. Trotzdem: Nonsensehits wie der eurodancige Titelsong „#Geilon“ oder der Schlagwörter aneinanderreihende Banger „Roflcopter“ könnten nicht besser in den Zeitgeist passen und machen #Geilon zum Soundtrack der Generation YOLO. Mehr aber auch nicht. Oder?
Doch. Denn trotz all des zur Schau gestellten Turbohedonismus ist MC Fitti mehr als ein gemachter Weirdorapper. Gemacht ja, aber selbst gemacht. Und zwar so kompromisslos ehrlich, dass man gerne mitmacht und die scheißegal-Einstellung gegenüber Rapskills nur konsequent finden kann. „Wow, das ist next level. Du siehst mich auf jeder Vernissage. Du aufm Fixie, ich aufm Dixie. Alles Scheiße, Kunst is fürn Arsch“, erklärt MC Fitti auf „Fitti mitm Bart“ und unterstreicht damit, was ein Bekannter wohl gemeint hat, als er mal zu mir sagte, MC Fitti sei wie die Atzen, nur mit Hirn.
„Fitti mitm Bart“ beschert uns außerdem ein Wiedersehen mit den Funk-infizierten Beats, die „30 Grad“ zum Überhit machten. Der per Autotune fittifizierte 80s-Synthiesound markiert aber nur die eine Hälfte des musikalischen Spektrums von #Geilon. Den anderen Part bestreiten basslastige 808-Banger, wie „Penn in der Bahn“, das ähnlich brachial durch die Boxen rollt, wie Seeeds „Dickes B“. Auch „WG Party“ (feat. Vokalmatador) ist so ein Mundwinkel-Lifter, dessen Dubstep-Gewobbel demnächst die facebook-Party deines Vertrauens zum eskalieren bringen dürfte.
Ja, hier werden einige Klischees bedient, das aber mit Anlauf und voller Absicht. Genau deshalb macht dieses Album auch so viel Spaß. Weil es nicht krampfhaft versucht, eigenständig zu sein und trotzdem genau das erreicht. #Geilon. Punkt.
7,5/10
MC Fitti – #Geilon erscheint am 05.07. über Styleheads Music (Groove Attack)
Tracklist (Standardversion)
1. Intro
2. Brummer – feat. Udo Zwackel
3. Fitti Mitm Bart
4. #Geilon
5. Schöne Mädchen
6. Fancy – feat. Moonbootica
7. Du Willst Sein Wie Fitti
8. It Boys – fat. Felix Brummer (Kraftklub)
9. Grüne Welle – feat. Bonnie Strange
10. Aerobic [Skit]
11. Roflcopter
12. Wg Party – feat. Vokalmatador
13. 18 Zoll – feat. Marsimoto
14. Penn In Der Bahn
15. Whatsapper
16. 30° Grad
von Tim Geyer