Mad-hop Vol. 6 (Review und Stream)

Mad-hop Vol 6

Es ist mir ja so Peinlich: Seit inzwischen vier Jahren gibt es das Label Mad-hop und ich kenne sie erst seit gestern. So viel zu meinem Status als Musikauskenner. Viel wichtiger ist jedoch, dass die Mad-hop-Gang inzwischen den sechsten Sampler am Sender hat und der ist ziemlich heißer Scheiß.

Alles kann, nichts muss. Frei nach dem alten Swinger-Motto schießen die Künstler auf „Mad-hop Vol. 6“ in alle Richtungen des musikalischen Darkrooms und schalten oft unerwartet den Strobo an. Hier gibt es Dance Klatschereien, die unweigerlich in treibende Bassexperimente umschlagen (Koloah – „Mirage“), Drumm ‘n‘ Base inspirierte Abfahrten (Planet Soap „Feeling“, h-sik Remix) und Chiptuniges das nicht nervt (Malefigue – Spirit of Love). Schön, gerade weil ich durch meine Begegnung mit Mad-hops finest, Mr. DNte, nicht gerade geringe Erwartungen an diesen Sampler hatte.

Die erste Hälfte des Samplers legt nahe, dass es zwischen Mad-hop und Diplos Mad Descent mehr Gemeinsamkeiten gibt, als reine Namenskumpeleien. Headphone Acticists „Bad Man Condition“ und „THE HVTE“ von Capella ft. Subtronikz  würden sicherlich auch in einem Diplo-Set nicht negativ auffallen, im Gegenteil.

Die zweite Hälfte offeriert dann wiederum Tracks wie den wunderbar atmosphärischen „Now That I Need You“ von Solice. Noch schöner. Kann man sich damit einreiben? Wie die einzelnen Songs in sich, ist auch „Mad-hop. Vol. 6“ eher heterogen angelegt und gibt gerade deshalb einen guten Überblick auf was in 2013 so im Bassmusikhausen geht.

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Chester Watson – Shapeshifter (Video)

chester watson shapeshifter

Lass‘ mal über Talent reden. Gestern ging WHOA von Earl Sweatshirt durchs Netz und von HipHop-Hausen bis Hipsterville sind alle begeistert. Ein weiteres Mitglied im Club der talentierten Dichter ist der 15-jährige Chester Watson, der seit gestern ebenfalls sein neues Baby „Shapeshifter“ per visueller Darbietung bewirbt. „Shapeshifter“ wurde von Chza produziert und befindet sich auf dem Phantom Mixtape. HipHop geht es gut. Weiterlesen

Earl Sweatshirt – WHOA (Video)

Earl Sweatshirt – WHOA (Video)

So, nachdem das heute schon durchs ganze Netz ging, ist Earl Sweatshirt nun auch endlich bei mir gelandet, oder besser gesagt: Eingeschlagen. „WHOA“, also der Titel, drückt es eigentlich am besten aus. Die tiefe Bassline macht was eine tiefe Bassline tun sollte und bietet ein gut gefedertes Bett, auf dem Earl Sweatshirt und die Wolfgang rumspringen können. Tyler the Creator macht die Hook und eine wunderschöne MILF zappelt auch noch durchs Video. Überdrüberdopem, oder wie es JUICE-Chefredakteur Stephan Szillus heute ausdrückte:

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Alles wird gut – Ein Porträt des Straßenmusikers Rob Longstaff

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Leicht zu finden: Rob Longstaff liefert den Soundtrack zum Samstagsmarkt am Boxi (Foto: Nisha Merit)

Downshifter, Aussteiger, Teilzeitler: Alle sind auf der Suche nach dem „guten Leben“. Der Musiker Rob Longstaff hat es auf der Straße gefunden

Ein Herr Mitte fünfzig, mit grauen Haaren, randloser Brille und Jack-Wolfskin-Jacke, steht am Boxhagener Platz in Berlin und sagt: „Ich bin Bankkaufmann, ein konservativer Mensch, aber ich wäre lieber so wie er“. Dabei zeigt er auf einen Mann im abgetragenen Anzug, dessen Gesicht von einem zehn-Tage-Bart eingerahmt wird. In der Hand hält er eine Gitarre.

Der Mann mit der Gitarre steht auf einem alten Perserteppich, vor ihm ein abgewetzter Lederkoffer, darauf in weißer Schrift sein Name: „Rob Longstaff“. Rob Longstaff ist jeden Samstag hier und mit jedem Song, den er spielt, wird es enger vor seiner roten Teppichbühne. Es ist Markttag und der Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen, der von einer mobilen Kaffeebar herüberweht, mischt sich mit dem Marsala-Aroma vom Gewürzstand gegenüber. Eine Gruppe junger Spanier nimmt ein spätes Frühstück ein, auf den Pfützen haben sich vom Novemberregen kleine Schauminseln gebildet.

Rob Longstaff

„Highly motivated quitter“: Rob Longstaff kämpft gegen die Leistungsgesellschaft und den inneren Schweinehund  (Foto: Nisha Merit)

Rob Longstaff spielt gerade einen Blues. Dabei stellt er sein linkes Bein aus, kneift die Augen zusammen und treibt die Akkorde mit hartem Anschlag voran. Die meisten Lieder sind von ihm, Coversongs macht er durch seine warme Soulstimme zu seinen eigenen. Ein kleines Mädchen hört ihm zu aber zieht die Mundwinkel nach unten. Er spielt „You are my sunshine“ von Johnny Cash und freut sich, als sie endlich lächelt. Inzwischen ist es so eng geworden, dass die Kunden nicht mehr zu den Marktständen kommen und Longstaff eine Pause machen muss. Ein Obdachloser kommt vorbei und bittet den „Kapellmeister“ um eine Spende für ein halbes Hähnchen. Longstaff gibt ihm eine der vielen 2-Euro-Münzen aus seinem Koffer und sagt: „Dieser Typ ist auch ein Profi, wie ich.“

Was Longstaff damit meint, ist dass er unter den Straßenmusikern Berlins eine Berühmtheit ist. An einem Tag wie diesem verdient er 240 Euro, manchmal mehr, manchmal weniger. Das macht er zwei bis drei Mal die Woche. Auch einen Vertrag bei einem kleinen Plattenlabel hat er inzwischen, es läuft gut. Das war nicht immer so. Bevor er vor zehn Jahren nach Berlin kam, ging er in Australien auch mal Tomaten pflücken. Heute ist er froh, dass er das nicht mehr machen muss. Weiterlesen