
Fatoni weiß, wie das geht mit diesem Rap (Foto: Videostil „Check uns aus!“)
Dass in der aktuellen Deutschrap-Euphorie mal wieder alles weggesignt wird, das ein Mic halten kann, nimmt langsam irritierende Ausmaße an. Schön, dass dabei trotzdem unglaublich gute Musik gemacht wird. Sie besticht durch handgemachte Beats, intelligente bis zynische Texte und – um die Plattitüden komplett zu machen – durch Liebe zu diesem Spiel. Macht euch keine Sorgen, Rap hat es im Griff.
Mortis – Engelsstaub
Da wäre zum einen Mortis, ehemals Mortis One, der kürzlich vom wiederbelebten Showdown Records gesignt wurde. Dass dafür die Zeit mehr als reif war, wusste man spätestens seit seinem Track Rosenstolz, ausnahmsweise produziert von Figub Brazlevic. Jetzt also Engelsstaub unter kompakterem Namen, sonnenbebrillt aber immer noch auf eigenen Beats. Ich feier das.
Prezident – Antimärchen
Wer Charles Bukowski ließt, kann kein schlechter Mensch sein. Wenn er dann noch den misantrophen Trinkerblues des „dirty old men“ progressiv zu übersetzen weiß, so wie Prezident, dann kann nur Gutes dabei rauskommen. Tatsächlich fliegt Prezident schon seit einigen Jahren unter dem Radar des HipHop-Konsens. Den Stealth-Modus hat er dabei selbst gewählt. Immer anti und gut. Obwohl Befindlichkeitsrap inzwischen eher zum Unwort als zum Qualitätsprädikat taugt, füllt Prezident es mit „Antimärchen“ auf die beste nur denkbare Weiße aus. Dann noch dieser Beat von Bojanglez, dazu ein schwerer Whisky und alles ist für dreieinhalb Minuten egal. Groß.
Fatoni & Edgar Wasser – Check uns aus!
Dann sind da noch dieser Edgar Wasser und dieser Fatoni, die mit ihrer Kolaboalbum Nocebo zeigen, dass es Rap aus München noch gibt und dass er unglaublich gut sein kann. Wie die anderen beiden Protagonisten in dieser Runde arbeiten sich auch Fatoni & Edgar Wasser schon seit Jahren am Thema Rap ab und scheinen jetzt endlich die kollektiven Nervenzentren zu treffen. Nebenbei liefern sie mit „Check uns aus!“ das lustigste Video des ausgehenden Jahres 2013. Immer mehr davon!