Ziemlich HipHop: Kobito – Blaupausen (Review)

Kobito Blaupausen Cover Art

FANS KÖNNEN NIE GENUG von ihm kriegen: Die einen nie genug politische Radikalität, die anderen nie genug Feierhymnen. Es beiden recht zu machen, ist schwierig. Inzwischen scheint sich Kobito aber davon frei gemacht zu haben und veröffentlicht vielleicht auch deshalb mit „Blaupausen“ ein ausgereiftes Soloalbum.

Pop und Politik – Kobito konnte schon immer beides. Genauso wie mit eigenständigem Stil den Takt zu treffen. In der Kombination eine Seltenheit. „Blaupausen“ ist demnach ziemlich HipHop. Afrika Bambaataa sei mein Zeuge.

Doch wahrscheinlich sollte man sich über Authentizitätsfragen gar nicht so viele Gedanken machen. Bei Rap im allgemeinen und „Blaupausen“ im besonderen. Denn viel mehr als um irgendwelches Echtheitsdiskussionen, geht es auf diesem Album um Gefühle: Um Liebe zum Leben, zur Crew, Musik, Reisen und dieser einen Person. Dabei beherrscht Kobito es, introspektiv zu sein, ohne dass aus seinen Texten der Pathos trieft. Alleine „Niemals arm“ ist dafür ein echtes Lehrstück. No Kitsch, No Helene Fischer.

Und wenn Kobito zwischendurch wie auf „Wut“ mit der verdammten Welt hadert, die die eigenen Ideale und Utopien mit der Kettensäge bearbeitet, wird es nie zu schwer verdaulich. Während die Attitüde immer noch Punk ist, hält es Kobito musikalisch mit HipHop unten – inklusive Cloud-Rap-Ausflug auf dem Image Ctrl bzw. Disco-Ctrl-Feature „Meine Leute“.

Was lernen wir daraus? Politische Musik muss nicht scheiße klingen. Raven gegen Deutschland eben. Die Audiolith-Labelkollegen von Egotronic wissen bescheid. Auch deshalb könnte Kobito der erste Zeckenrapper auf der Splash-Bühne sein. Denn das Gefühl für gutes Songwriting, das Sierra Kidd, Cro und Sam auszeichnet, hat er auch. Allerdings vermag er es darüber hinaus, diese Fähigkeit für Inhalte einzusetzen, die auch jenseits der 21 noch relevant sind.

Kobito – Blaupausen erscheint am 06.06. bei Audiolith.

Tracklist:

01. Blaupausen
02. Niemals arm
03. Tränen
04. Lass dich fallen
05. Lummerland
06. Du gibst deiner Welt nen Ruck
07. Träume
08. Wut
09. Hoffnung (feat. Mal Elevé)
10. Meine Leute (feat. Disco Ctrl)
11. Wahre Liebe
12. Polly Diamanti (feat. Pyro One)
13. Sonnenlicht

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Wenn Tim nicht gerade hier ist, schreibt er für ein großes Hasen-Magazin, das natürlich hauptsächlich wegen der tollen Texte gelesen wird.

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